Mildred Niebles ist eine anerkannte Kaffee-Expertin und -Produzentin. Ein Erfolg, den sie ganz ohne fremde Hilfe erreicht hat – trotz ihrer einfachen Herkunft und der schwierigen politischen Situation in Kolumbien.
Dabei geholfen haben ihre felsenfeste Ehrlichkeit, ein Fokus auf Nachhaltigkeit
und die zwei hellsten Sterne an ihrem Himmel.
→ Wie lernten wir Mildred kennen?
Im Jahr 2018 unternahmen meine Verlobte und ich eine einjährige Weltreise. Während unserer Tour um den Globus machten wir auch Station in Kolumbien. Dort hatten wir die Chance, eine Kaffee-Kooperative pro bono zu unterstützen. Die Kaffeefelder der Mitglieder befinden sich auf dem nordkolumbianischen Berg ▽ Sierra Nevada de Santa Marta – und genau dort trafen wir zum ersten Mal auf Mildred Niebles.
Am Anfang wussten wir wenig über sie. Sie wurde uns einfach als die Qualitätsmanagerin der Non-Profit-Kooperative vorgestellt. Wie es der Zufall so wollte, durften wir länger als einen Monat als Gäste auf ihrer Farm wohnen. Das Anwesen liegt ca. 4 Autostunden von der nächstgrößeren Stadt entfernt, hoch in den Bergen.
Oft verbrachten wir die Abende mit langen und tiefen Gesprächen. Und im Laufe der Zeit entstand schließlich eine enge und innige Freundschaft.
→ Willen und Leidenschaft als Antrieb
Mildreds Geschichte entfaltete sich langsam vor unseren Augen. Bereits als junge Frau unterstützte sie ihre Familie bei der Kaffeeproduktion. Als Sechzehnjährige konnte sie an einer der Sammelstationen für rohen Kaffee der Kooperative Red Ecolsierra hautnah erleben, wie anstrengend die Kaffeeproduktion sein kann.
Kurze Zeit später griff der kolumbianische Bürgerkrieg immer weiter um sich. Doch Mildred hatte den Mut, ihre Familienfarm vor den „Narcos“ zu verteidigen. So lange, bis sie mit Gewalt und Schüssen von dort vertrieben wurde.
Aus Liebe und Leidenschaft zum Kaffee verlor sie jedoch ihr Ziel nie aus den Augen:
Sie wollte eine Kaffee-Expertin werden.
Nachdem sie in ihrer Ehe häusliche Gewalt erfahren hatte, trennte sie sich von ihrem Mann. Die nun alleinerziehende Mutter von drei Kindern wechselte vom Herd zum Hörsaal und nahm ein Studium auf. Später gelang es ihr, mit gespartem Geld die alte Farm ihrer Familie zurückzukaufen. Seitdem produziert sie dort auf neun Hektaren erstklassigen Kaffee, sowohl gewaschen als auch nach der sogenannten „Honey-processed“ – Methode.
→ Eine wortwörtlich „ausgezeichnete“ Frau
Ihre Faszination für den Kaffee sowie für die prächtige Natur in der Sierra Nevada de Santa Marta motivierten Mildred dazu, die höchste Qualifikation in der Welt der Specialty Coffee zu erreichen: das Q-Grader. Damit werden nur jene Kaffee-Spezialisten ausgezeichnet, die sensorisch die Qualität des Kaffees auf dem höchsten professionellen Niveau bewerten können.
2019 schaffte es Mildred sogar, sich als Q Processing Professional zu zertifizieren – als erstes Mitglied der aus 400 Familien bestehenden Kooperative.
Heute ist sie verantwortlich für die Verbesserung der Kaffeeproduktionsprozesse der kompletten Organisation. Zudem unterstützt sie die einzelnen Mitglieder in Aufgaben wie Innovation und Prozessoptimierung.
→ Ihre Familie als feste Burg
Wir fragten Mildred einmal warum sie glaubt, als Kaffee-Profi so erfolgreich zu sein. Sie antwortete, dass für sie:
→ an erster Stelle immer die Qualität des Kaffees stand sowie die Erhaltung und Regeneration der ▽ Sierra Nevada de Santa Marta.
Als wir schließlich unseren letzten Abend auf Mildreds Farm verbrachten, verriet sie uns, was ihr auf diesem schwierigen Weg geholfen hat, immer nach vorne zu schauen und nicht aufzugeben.
„Meine Familie ist meine feste Burg. Ohne Sie wäre ich nicht in der Lage, weder um die Erholung unserer einmaligen Natur zu kämpfen, noch meiner Liebe für Kaffee zu folgen. Ich habe eine Familie, die aus meinen drei Kindern und zwei Enkelkinder besteht. Mit meinen letzten Ersparnissen habe ich es geschafft, dass sie eine gute Bildung erhielten.
Mildred Niebles, Kaffee-Produzentin aus der ▽ Sierra Nevada in Kolumbien
Meine Tochter Karina ist eine Umwelt-Ingenieurin, Karen ist Industrie-Ingenieurin, und Oswaldo ist ein Tattoo-Artist. Meinen süßen Enkelkindern – die hellsten Sterne auf meinem Himmel – heißen Juan Diego & Taylor Andrés.“
Unsere Freundschaft mit Mildred ist heute stärker denn je. Mit Ungeduld warten wir auf das Ende der Corona-Pandemie, damit wir Kolumbien, die ▽ Sierra Nevada de Santa Marta und ihre Finca „Campo Alegre“ (Das fröhliche Feld) endlich wieder besuchen können.
In der Zwischenzeit bleibt uns nichts anderes übrig, als ihren wunderschönen Mildred’s Specialty Coffee zu genießen.
Probiere ihn doch am besten einmal selber.
Grüße aus Berlin,
Gergi